Der BVHK ist 30 Jahre alt.

…und anlässlich dieses Jubiläums lud der BVHK alle Partnervereine zu einem Symposium mit Jubiläumsfeier ein.

Symposium: Kinderkardiologie im Zeichen der Veränderung

Das Symposium war geprägt durch mehrere Podiumsdiskussionen zu verschiedenen Veränderungen, die sich langsam aber sicher in der Kinderkardiologie abzeichnen.

Podiumsdiskussion Pflegenotstand Kinderintensivmedizin
„Das große Problem sind die fehlenden Pflegekräfte.“ Mit diesen Worten begann die Podiumsdiskussion zum Thema Pflegenotstand. Dieser führte bereits dazu, dass zeitweise bis zu 40% der Betten nicht belegt werden konnten. Folgen sind auch Triage-Situationen in der Kinderherzchirurgie. Dazu war unter anderem Frau Becka eingeladen. Sie hatte eine Studie (mit der Hans-Böttcher-Stiftung) bei ehemaligen Pflegekräften durchgeführt, welche Bedingungen eintreten müssten, dass diese wieder anfangen würden. Etwa ein Fünftel würde wieder zurückkehren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Zu diesen Bedingungen zählen: „Mehr Zeit für eine gute Pflege durch mehr Pflegekräfte“, „Mehr Kollegialität“ oder „Wertschätzender Umgang durch die Leitung“. Aber auch „Gesprächsmöglichkeiten“ spielen eine Rolle. Einmalzahlungen spielen hingegen kaum eine Rolle. Oft sind es Kleinigkeiten wie kostenlose Parkplätze oder Getränke am Arbeitsplatz. Dies könnte bis zu. 300.000 Pflegekräfte zurückkehren lassen.

Fehlende Medizinprodukte für Kinder
Medizinprodukte müssen getestet und zertifiziert werden. Dass dies wichtig ist, gilt als unumstritten. Nun wurden jedoch neue Richtlinien in der EU erlassen, die eine erneute Zertifizierung praktisch aller Medizinprodukte nach sich ziehen wird. Dies wird nach Ansicht der anwesenden Experten aus der Branche dazu führen,  dass „Nischenprodukte“ – wie etwa Kinderherzkatheter- vom Markt verschwinden. Ein Grund hierfür ist die Tatsache, dass den Firmen die Kriterien fehlen, wie sie fehlerfrei zertifizieren können. Außerdem muss eine Firma ihre Produkte alle fünf Jahre neu zertifizieren – mit entsprechend hohen Zusatzkosten. Daher lohnen sich viele Produkte nicht mehr. Nach Ansicht der Mediziner ist dadurch die Behandlung von Patienten nicht besser, sondern nur teurer geworden. Neben Bürokratieabbau wäre auch eine Lösungsmöglichkeit, dass man Zulassungen für seltene Erkrankungen erleichtert.

Neues aus der Transplantations-Forschung
Es wurden einige neue und wirklich interessante Methoden vorgestellt, die momentan in der Entwicklung sind. Dazu gehört eine Klappe aus körpereigenem Gewebe (Perikard-Gewebe), die mitwächst und somit lediglich eine einzige Operation nach sich zieht. Dies klingt nach Zukunft, wird aber momentan bereits entwickelt. Eine weitere Möglichkeit ergibt sich aus Fremdklappen von Spendern. Diesen werden nach neuen Methoden die „Fremdzellen des Spenders“ entnommen, sodass auf dem übriggebliebenen Bindegewebe die Zellen des Patienten siedeln können. Dadurch wird die Klappe nicht abgestoßen. Die Klappe könnte ebenso mitwachsen. Etwas mehr Zukunftsmusik sind dagegen Schweineklappen oder -herzen von gentechnisch veränderten Tieren. Diese sind so verändert, dass nicht abgestoßen werden. Besonders für Erwachsene könnte dies eine Alternative werden, da sie generell stärkere Abstoßungsreaktionen zeigen.

Fazit:
Auch wenn die Themen auf den ersten Blick nur für die Kinderkardiologie gedacht schien, zeigte sich, dass viele Probleme, aber auch die positiven Entwicklungen für uns EMAH-Patienten von Bedeutung sein werden. Wir sollten daher auch diese Veränderungen weiterhin im Auge behalten.

Jubiläumsfeier

Natürlich durfte auch eine Feier zum 30. Jubiläum nicht fehlen. Am Abend gab es Programm mit dem Chor „Hardchor“. Außerdem stand der Abend ganz im Zeichen der Verabschiedung von Hermine Nock. Sie war mehr als 25 Jahre lang in der Geschäftsführung des BVHK tätig und galt als „Instanz“ in Sachen Kinderherzen.

Text und Bild: Johannes Gräter