Gemeinsames Regionaltreffen

Es war ein herrlicher Sommertag unter einem blau-weißen Himmel am Wasser des Altmühlsees. Die Sonne schien durch die Wolken, es wehte eine leichte Brise und feine Wellen kräuselten sich. Das blaue Wasser hatte Surfer und Segler angelockt. Vögel und Enten zwitscherten und schnatterten im Schilf. An diesem neunten Juli-Tag, der zum Glück nicht so heiß war wie so manch andere Tage im Juli ´22, waren JEMAH-Bayern und JEMAH-Franken im Fränkischen Seenland miteinander verabredet gewesen. Das als Wasserparadies bezeichnete Gebiet mit insgesamt sieben Seen befindet sich knapp 50 km südwestlich von Nürnberg, quasi an der Schnittstelle zwischen Franken und dem übrigen Bayern. Genau der richtige Ort für ein gemeinsames Treffen der beiden JEMAH-Regionalgruppen.

Nicht nur die Lage sprach für die Auswahl des Treffpunktes, auch der geogeschichtliche Kontext dieser Gegend, denn mit den in den 1970er Jahren künstlich angelegten Seen hat es eine besondere Bewandtnis. Ausschlaggebend für den großen Aufwand, gleich sieben Seen an der Zahl künstlich zu erschaffen, war das Ziel, die regional sehr unterschiedlich verteilten Wasservorkommen in Bayern anzupassen. Während das nördliche Bayern wasserarm ist, gibt es südlich der Donau aufgrund der zahlreichen Zuflüsse aus den Alpen etwa dreimal so viel Wasser. Um die Lebensqualität und die wirtschaftliche Entwicklung Nordbayerns – insbesondere im Ballungsraum Nürnberg – zu steigern, sollte ein Wasserausgleich zwischen Nord- und Südbayern geschaffen werden. Wasser aus dem Altmühl- und Donautal wird hier über die Europäische Hauptwasserscheide in das Regnitz-Main-Gebiet übergeleitet.

Ab ins Vogelreservat

An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass sich eine weitere Person an unserem Treffpunkt bei Muhr am See, genauer an der Informationsstelle des Landesbundes für Vogelschutz, eingefunden hatte, denn unter fachkundiger Leitung sollten wir nicht nur über die geschilderte Entstehung des Altmühlsees und die damit verbundenen weitreichenden  Veränderungen der Landschaft erfahren, sondern auch einen Einblick in die Vogel- und in die übrige Tier- und Pflanzenwelt der „Vogelinsel im Altmühlsee“ bekommen. Dazu wurden wir alle mit  Ferngläsern ausgerüstet. Bei der lagunenhaften Vogelinsel handelt es sich um ein über 200 ha großes Naturschutzgebiet, das knapp die Hälfte des gesamten Sees einnimmt. Freie Seefläche, Flachwasserbereiche, Schilfzonen, Feuchtwiesen und Gebüsch bilden einen facettenreichen Lebensraum. Wir wurden auf einem Lehrpfad durch das Naturschutzgebiet geführt, das sich zu einem bedeutenden Brut- und Rastplatz für Vögel entwickelt hat. So wurden bis heute über 300 Arten am Altmühlsee nachgewiesen. Das Naturreservat ist von der Freizeitzone strikt getrennt, und wir befanden uns in einer Welt reichlicher Vegetation, die wir ungestört von Motorenlärm und anderen Geräuschkulissen erforschen durften. Unser Rundweg über die Insel führte zu einem Beobachtungsturm, wobei uns unsere fachkundige Führung auf die reiche Pflanzen- und Tierwelt aufmerksam machte. Nicht nur viele Vögel, sondern auch eine Menge verschiedener Pflanzen und Insekten wie Schmetterlinge, Käfer oder Libellen konnten von uns unter die Lupe genommen
werden, und es war erstaunlich, was man mit einem kleinen Fernglas auf große Distanz im Schilf, auf dem Wasser und auf den Bäumen ausmachen konnte. Wir sprachen über Seeadler und die Eigenheiten der Biber, die hier lebten. So erfuhren wir, dass sie sich gegenseitig mit, sagen wir einmal gewöhnungsbedürftig riechenden, Fetten einreiben, damit sich ihr dichtes Fell nicht mit Wasser vollsaugen möge. Hier kam das frisch erworbene Wissen aus der Schule unserer jüngsten Teilnehmerinnen zum Tragen, denn Begleitung eines JEMAH ist bekanntermaßen immer willkommen. So bringt der eine seine Kinder mit, die andere ihren Mann, wieder eine andere ihre Mutter. Auf diese Weise hatte sich eine  heterogene und interessante Gruppe gebildet, die es vermochte, einen Erkundungstag wie diesen genauso facettenreich auszufüllen wie es die Landschaft war. Auf dem Aussichtsturm bot sich uns schließlich ein besonderer Blick zu den Wasser- und Watvögeln, diesmal durch ein großes Fernrohr, das explizit für uns von unserem naturkundigen Lehrherren mitgetragen und dort oben aufgebaut wurde.

Eine Seefahrt, die ist lustig…

Im Anschluss an diese faszinierende Exkursion führte der Weg zu einem Biergarten am Wasser. Hunger und Durst konnten gestillt werden, denn der Tag war noch nicht zu Ende. Eine Schifffahrt stand uns noch bevor. Wir ergatterten einen langen Tisch auf Deck, so dass wir rundum einen weiten Blick über den See hatten.

Eine Seefahrt, die ist lustig,
Eine Seefahrt, die ist schön,
Denn da kann man fremde Länder
Undnoch manches andre sehn.
Hollahi, hollaho, hollahia hia hia, hollaho…

Ja, hätte man ahnen können, dass der Kapitän kleine Kinder ans Ruder lassen würde, die einen Spaß daran hatten, uns einen Drehwurm zu bescheren? Zum Glück ging es bald  zurück zur offiziellen Schiffsroute und es wurde wieder beschaulich. Es war ein Genuss, auf dem blauen Wasser zu tuckern, wir erzählten uns Geschichten aus unserem Leben, und  eines war gewiss:

Es war ein herrlicher Sommertag am Wasser des Altmühlsees gewesen. Die Sonne hat durch die Wolken geschienen, eine leichte Brise hat geweht und feine Wellen
haben sich gekräuselt. Das blaue Wasser hatte Surfer und Segler angelockt.
Vögel und Enten haben im Schilf gezwitschert und geschnattert, hollahi, hollaho, hollahia hia hia, hollaho …

Text: Stephanie Grün
Bilder: Johannes Gräter