Herz-Allerliebst!

Zu Besuch bei den Fledermäusen in der Zitadelle Spandau/Berlin

Am Samstag, dem 24.10.2020, zum Beginn der Dämmerung, trafen sich Mitglieder, zum Teil in Familie und Freunde der JEMAH Regionalgruppe Berlin/Brandenburg im Innenhof der Zitadelle Spandau. Wir hatten uns an diesem Abend zu einem Spaziergang, mit einem Mitarbeiter des Berliner Artenschutz Team´s (-BAT- e.V.) verabredet, um uns mit der Welt der Fledermäuse bekannt machen zu lassen.

Die Zitadelle ist 500 Jahre alt und gilt als eine der bedeutendsten und besterhaltendsten Renaissancefestungen Europas. Das ganze Jahr über gibt es eine Vielzahl von Anlässen diese Sehenswürdigkeit Berlins zu besuchen.

Für 12 einheimische gefährdete Fledermausarten ist die Zitadelle Spandau mit ihren Kasematten (gewölbte Gänge mit dicken Mauern) ein idealer Schlafplatz für den Winter. Damit ist sie eines der größten winterlichen Quartiere in Europa.

Wir erfuhren auch, das gerade die Lage der Zitadelle, als eine vollständig von Wasser umgebenen Festung, von Vorteil für die Fledermäuse ist, da sie hier bis in in den Herbst hinein noch genügend Insekten als Nahrung finden, bevor es im November Zeit für den Winterschlaf wird.

Nach dieser kurzen Einführung ging es mit Abstand und Mundschutz zur Bastion Königin, wo unsere Fledermausentdeckungstour begann. Die Besichtigung der Wehrgänge im Schein der Taschenlampen hatte etwas geheimnisvolles. Mit Hilfe unseres fachkundigen Begleiters entdeckten wir so Einiges: ein paar Fledermäuse in den kleinen Ritzen zwischen den Mauersteinen sowie beim Fliegen und lautlosen Verschwinden. Auch die Laute der Fledermäuse wurden für uns, mit Hilfe von Verstärkertechnik, hörbar gemacht. Vorbei kamen wir zudem an schlafenden Tauben, ein paar losen Federn,die wohl ein Marder zurückgelassen hatte, und eingelagerten Austellungsaufstellern…

Nach der Bastion Königin ging unser Weg wieder zurück über den Innenhof in weitere historische Gewölbegänge, bis zu einer Holztreppe, die auf den Wall der Zitadelle führte. Die Benutzung dieser Treppe ließ sicher das Herz der Filmfans unter uns höher schlagen… Hier wurde unter anderem 1964 „Der Hexer“ von Edgar Wallace gedreht.

Mittlerweile war es gänzlich dunkel geworden, und der Weg über den Wall bekam einen Hauch von Nachtwanderung. Kindheitserinnerungen kamen auf… Schön…

Nach und nach verließen wir den Wall und trafen uns vor dem Gerd-Steinmöller-Künstlerhaus wieder, in dem sich unter anderem der Fledermauskeller und die Räumlichkeiten des -BAT- e.V. befinden. Der Fledermauskeller ist eine Kooperation zwischen der Kulturverwaltung des Bezirksamtes Spandau und dem Verein „Berliner Artenschutz Team“ und ein Highlight der ganz besonderen Art. In schummeriges Licht konnten wir in einem riesigen Schaugehege Nilflughunde aus dem Norden Afrikas und Fledermäuse aus Mittel- und Südamerika beim Herumhängen, Fliegen, Schlafen und Fressen von Obst und Gemüse beobachten. Etwa 150 (!) Tiere,- wo kann man sonst so viele auf einmal sehen?

Aber, dass für mich an diesem Abend schönste Erlebnis war die kleine, handzahme, nicht mehr ganz flugfähige Fledermausdame die wir kennenlernen durften. Das Tierchen bekam eine dicke Made gereicht, war aber bereits so müde, dass sie nur noch schläfrig darauf herumkaute…. Was für ein Fotomotiv als Erinnerung an diesen tollen, informativen Fledermausabend in der Zitadelle Spandau/Berlin!

Vielen Dank an das Berliner Artenschutz Team (-BAT- e.V.) für die gelungene Führung und die Regionalleitung für die Organisation dieses sehr weiter zu empfehlenden Familienausflugs!

Text: Antje Striebing