Mundhygiene – ein Thema (nicht nur) für JEMAH‘s!?

Am 20. März 2025 fand der „Welttag der Mundhygiene“ statt. Dieser Aktionstag soll ein Verständnis für die Vorbeugung und Behandlung von Zahn- und Mundkrankheiten wecken.

Passend dazu lud am 22. März 2025 die Regionalgruppe Franken den Zahnarzt Dr. med. dent. Rückel zu einem Impulsvortrag mit anschließender Gesprächsrunde ein. Mit 15 Besucher:innen war die Resonanz bei der online-Veranstaltung durchaus gut und es entwickelte sich eine lebhafte und individuell gestaltete Diskussion.

Herr Rückel ist seit 2010 Zahnarzt und seit 2018 in einer Gemeinschaftspraxis in Bamberg tätig. Er stellt bewusst am Anfang klar, dass es ihm nicht um kieferorthopädische Fragen bei diesem Treffen ging, sondern er v.a. „ganzheitliche“ Prinzipien in Bezug auf die Mundhygiene beleuchten wolle. Daher könne man   durch Vorbeugung gegen einige primäre Krankheiten viele sekundäre Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme und sogar Komplikationen während der Schwangerschaft vermeiden.

Der erste Block richtet sich v.a. auf das Thema der Paradontitis – der Zahnfleischentzündung -, die die Karies im Ranking der weltweiten Mundprobleme bereits vom ersten Platz abgelöst hat. Es wurde eine prophylaktische Untersuchung des Mundraumes alle 6 Monate empfohlen. Eine engmaschige Kontrolle sei wegen des Entzündungszyklusses sehr sinnvoll.

Auch das Hauptinstrument der Mundhygiene – die Zahnbürste – wurde näher beleuchtet. Sie stellt das erste und wichtigste Werkzeug bei der Entfernung des Biofilms – ein mikrobakterielles, plaqueartiges Gemisch im Mundraum – dar. Als erstes wurde die E-Zahnbürste unter die Lupe genommen. Solche Bürsten seien sehr effizient und würde durch Rotation auch gute Ergebnisse erzielen. Die Behauptung, dass solche Bürsten aufgrund der schnellen und starken Druckbelastung die Verletzungen des Zahnfleischs und damit auch das Endokarditisrisiko erhöhen, konnte Herr Dr.  Rückel aus seiner Praxiserfahrung nicht bestätigen. Allenfalls käme es am Anfang zu leichten Zahnfleischreizungen. Allerdings wären diese Erfolge auch manuell mit etwas höherem Zeitaufwand und speziellen Techniken erzielbar. Auf Nachfrage erläuterte er, dass Ultraschall-Bürsten ohne jegliche Gefahr auch für ICE-Träger geeignete seien, da sie weder Magnetfelder erzeugen noch Strom fließen lassen würden. Die Zerstörung des Bio-Films auf den Zähnen habe oberste Priorität. Daher würde auch ein Zungenreiniger oder –schaber hier gute Dienste leisten. Auch auf eine geeignete Zahncreme sei zu achten, aber wichtiger als dieser chemische Ansatz bleibe die mechanische Beseitigung des Biofilms.  Als ein weiteres Hilfsmittel wurden Mundspülungen besprochen (v.a. Chlorhexamed und Salviathymol), die max. 6 Wochen angewendet werden können.

Ein weiterer zentraler Punkt des Vortrags bildete die „professionelle Zahnreinigung“, die wegen der Endokarditisgefahr bei JEMAH‘s für Verunsicherung sorgt. Gerade auch zyanotische Herzfehler hätten ein erhöhtes Risiko. Die Zahnreinigung gliedere sich in zwei „Arten“ auf: zum einen die Grundreinigung, welche von Eckzahn zu Eckzahn durchgeführt werde und den Stempel im Kontrollbuch einbrächte; zum anderen die professionelle Zahnreinigung, die bedarfsorientiert alle Zähne sowie Zahnzwischenräume erfassen und je nach Kalkulation eine Politur enthalten würde. Dies Politur sorge dafür, dass die Zähne nach der Behandlung den Keimen und Bakterien keine rauen Stellen mehr zum Ansammeln bieten würden. Aber auch die beste Reinigung könnte nicht hundertprozentig alle Bakterien entfernen und gerade Implantate stellten ein viel größeres Risiko dar. Hier entwickelte sich eine angeregte Diskussion mit allen Für und Wider über die Endokarditisprophylaxe und deren Verhinderung sowie den Endokarditis-Ausweis. Das allseits beliebte Amoxicillin sei leider kein Prophylaxe-Medikament, während der Standard eher das Klyndacilin sei. Letztlich müsse sich der/ die Patient:in bewusst sein, dass Zahnärzte nicht immer individuell nachfragen, sondern eher den medizinischen Leitlinien Beachtung schenken. Eine mündige und informierte Person, die proaktiv den Zahnarzt über ihre individuelle Lage in Kenntnis setzt, würde hier (wieder mal) besser fahren.

Zum Schluss der Veranstaltung spielte nochmal die „ganzheitliche“ Sichtweise eine Rolle und Dr. Rückel konstruierte den Zusammenhang zwischen Ernährung und Zahngesundheit. Auch wenn es eine Binsenweisheit ist, so muss an erster Stelle der übermäßige Zucker in der Nahrung kritisiert werden. Ebenso sein eine basische Ernährung zu bevorzugen, da Säure v.a. den Zahnschmelz angreife.

Die letzte Empfehlung betraf die Ballaststoffe. So muss eine ballaststoffreiche Nahrung auch länger gekaut werden wodurch ein Massage-Effekt für das Zahnfleisch entstünde.

Nach nahezu zwei Stunden schloss die informative und anregende Online-Veranstaltungen mit zwei Appellen an das Publikum:

  1. Das eigene Immunsystem (u.a. durch Hygiene und Ernährung) stark halten/ unterstützen und immer wieder aufs Neue trainieren.
  2. Über sich selbst und seinen Körper Bescheid wissen. Dies äußere sich nicht nur über das medizinische Wissen, sondern auch durch das Wahrnehmen der Kontrolltermine, sodass man über seinen aktuellen körperlichen Zustand informiert ist.

Text: Martin Reihl, Bild: mit Genehmigung von https://www.zahnarzt-praxis-bamberg.de/