Der Verein ‚Herz In Takt Defi-Liga e. V.‘ hatte am 15.-16. März 2025 wieder zu seinem jährlichen Symposium in Zusammenarbeit mit der Akademie Franz Hitze Haus in Münster eingeladen.

Medizinische und psychosoziale Aspekte bei chronischen Herzerkrankungen, die das Tragen eines implantierten Defibrillators (ICD) erfordern, wurden durch verschiedene Vorträge dargestellt.

Das Symposium besuchte ich nun bereits zum dritten Mal in Folge und war auch in diesem Jahr von der Themenauswahl, den Referierenden und der Organisation der Veranstaltung begeistert. Das Symposium ist so aufgebaut, dass es an den beiden Tagen jeweils einen Hauptvortrag gibt und anschließend 4 bzw. 5 Workshops mit verschiedenen Themen, von denen man sich dann nach Interesse einem anschließen kann.

Im Folgenden werde ich von den Hauptvorträgen und den von mir gewählten Kleingruppen berichten. Michael berichtet von den Kleingruppen, die er besucht hat. In diesem Jahr wurde ich von ihm, als meinem stellvertretenden Regionalleiter, begleitet.

Rund 130 Besucher konnten sich bereits vor Veranstaltungsbeginn über Defibrillatoren verschiedener Hersteller im Foyer informieren.
Namhafte Hersteller zeigten ihre medizinischen High Tec Produkte und standen Rede und Antwort zu den Fragen der interessierten BesucherInnen.

Vortrag ICD-Implatation

Die Veranstaltung begann mit dem von Herrn Professor Dr. Paul, Klinik für Innere Medizin und Kardiologie des Marienhospital Steinfurt, gehaltenen Beitrag „ICD Implantation – welche Untersuchungen stehen an?“ Herzrhythmusstörungen können verschiedene Ursachen haben. Er führte an, dass die Diagnosestellung das Wichtigste sei, um eine geeignete Behandlung einleiten zu können. Für die Diagnosestellung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Das Gespräch mit der/dem PatientIn stehe an erster Stelle, da hier erste wichtige Hinweise zu finden sind, betonte er. Davon ausgehend nannte er bildgebende Diagnosemethoden, Methoden zur optischen Darstellung der elektrischen Herzaktivität und der genetischen Diagnostik, die dann folgen und ein Gesamtbild der gesundheitlichen Situation ergeben. Herrn Professor Paul war es wichtig herauszustellen, dass Optimismus trotz der belastenden Diagnose „ICD Implantation“, wichtig sei, denn eine optimistische Lebenseinstellung wirkt sich positiv auf die Herzgesundheit aus (geringere Herztod-Rate). Studien belegt! In der nachfolgenden „Fragerunde“, wurden aus dem interessierten Publikum zahlreiche,  auch recht persönliche Fallbeispiele geschildert, auf die er fachlich und empathisch einging.

Vortrag für Angehörige

Das Symposium widmet sich vielen verschiedenen Aspekten des Lebens mit einem ICD. Dazu gehörte in diesem Jahr auch die Fragestellung, was ein ICD eigentlich mit den Angehörigen macht.

Michael besuchte den, von Dr. Henrik Rausse, vom Klinikum Münster, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherpie, gehaltenen, Vortrag, da es in der Regional-Gruppe NRW auf einem unserer Treffen zum Thema wurde und er selbst Angehöriger ist.
Begleitet wurde er von Dr. Stefan Gunia, Arzt am MVZ Steinfurt, Innere Medizin und Kardiologie. Während des Vortrages, kristallisierte sich durch den Umstand, dass sich viele Angehörige  zu Wort meldeten, heraus, wie wenig Beachtung anscheinend diesem Thema  bisher gewidmet wurde und es diesbezüglich anscheinend mehr Bedarf gibt. Dr. Stefan Gunia regte an, dieses Thema auch für das nächste Jahressymposium auf die Agenda zu setzen. Was aus Michaels Sicht noch eine Erwähnung verdient hat, ist die offene Art und Weise wie die Situation auch aus der Sicht der Ärzte geschildert wurde. Aus der menschlichen und nicht aus der Sicht von „Halbgöttern“ in Weiß.

Arbeit in Kleingruppen

Nach einer Kaffeepause wurde das Symposium in den oben beschriebenen Kleingruppen fortgesetzt.

Patricia wählte das Thema „Fitness im Alltag – welche Übungen kann ich Zuhause machen?“. Dieser Vortrag wurde von Frau Otte, Physiotherapeutin am Universitätsklinikum Münster, gehalten. Frau Otte teilte ihren Beitrag in drei Teile. Zunächst referierte sie, warum Sport respektive Bewegung aus Sicht des Behandelnden für die körperliche Leistungsfähigkeit der/des PatientIn wichtig ist.

Anschließend zeigte sie uns einfach auszuführende Übungen, die gut Zuhause machbar sind und neben Beweglichkeit, auch die Koordination und das Herzkreislaufsystem anregten. Nachdem wir dann ein wenig ins Schwitzen geraten waren, gab Frau Otte noch Hinweise, worauf zu achten ist bei Sport mit Herzerkrankung bzw. einem ICD. Außerdem wies sie darauf hin, dass Über-Kopf-Bewegungen, die mit Druck ausgeführt werden müssen, unterlassen werden sollten, da sie sich ungünstig auf die Kabel des ICD auswirken können, z. B. Kraul-Schwimmen, Brustpresse, Volleyball.

Bei Fragen bezüglich Bewegung und Belastbarkeit sollte der/die KardiologIn zu Rate gezogen werden.

Sport heißt:Scih Grenzen setzen

Im dritten Teil fragte sie das Publikum, was an Bewegung/Sport realistisch sei und was ‚körperliche Fitness‘ bedeute. Sie regte das Publikum an, ganz individuell diese Fragen zu beantworten und die eigenen sportlichen Ziele genauso zu berücksichtigen, wie die eigene gesundheitliche Situation.Beim Abendessen und beim gemütlichen Zusammensitzen fand ein reger Austausch über die Eindrücke der Veranstaltung und der einzelnen Themenbereiche statt. Persönliche Kontakte wurden gepflegt und Neue geknüpft.

Vortrag: Geschlechter sensible Medizin

Am nächsten Morgen begann das Symposium mit einem Vortrag über „Geschlechter sensible Medizin – kleine Unterschiede mit großer Wirkung“, der von Frau Professor Dr. Pfleiderer, Klinik für Radiologie, Leiterin der Forschungsgruppe „Cognition & Gender“ an der Medizinischen Fakultät Münster, sehr erfrischend gehalten wurde.

Schon Paracelsus (1493-1541) hat auf die Bedeutsamkeit der Unterschiede der Geschlechter für die medizinische Versorgung hingewiesen. Doch dieser Unterschied wurde sehr lange ignoriert. Frau Professor Pfleiderer leitete her, wie auch die Medizin benutzt wurde um geschlechtsbezogene Vorurteile in Bezug auf Frauen zu festigen, die bis heute wirken. Sie zeigte dies an verschiedenen Beispielen, wie etwa der oft zitierten angeblich weiblichen Hysterie.Sie zeigte auch auf, warum aufgrund der biologischen und sozialen Komponenten von Geschlecht eine geschlechtersensible Medizin notwendig ist, sogar Leben retten kann. So unterscheiden sich beispielsweise die typischen Symptome eines Herzinfarktes bei einer Frau von denen eines Mannes. Die medizinische Aufklärung über Herzinfarkt-Symptome zeigen mehrheitlich jedoch die männlichen.

Allerdings berücksichtigt die geschlechtersensible Medizin auch die biologischen und sozialen Komponenten der Geschlechter im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Ärztin/Arzt und Patientin/Patient und nicht nur in Diagnose und Therapie. Wie wirken sich z. B. das Kommunikationsverhalten, die Herkunftskultur, der eigene Umgang mit Krankheit, Risikoverhalten, etc. auf die Behandlung aus, sind dabei Forschungsfragen.Insgesamt sind die Geschlechtsunterschiede und ihre Bedeutung für die Medizin noch nicht ausreichend erforscht. Ein größeres Wissen darüber wäre jedoch ein Gewinn für beide Geschlechter, betonte sie.

Vortrag „Psychische Belastungen im Zusammenhang mit Herzerkrankungen“

Nach diesem Beitrag ging es wieder zu den verschieden Workshops.

Michael wählte den Vortrag ,Psychische Belastungen im Zusammenhang mit Herzerkrankungen‘.
Dieser wurde vorgetragen von Dr. Brit Scholz, Chefärztin der Kardiologie und Psychokardiologin, Klinik Erlabrunn im Erzgebirge.
Der Grund dieser Wahl war unter anderem, weil am Vorabend des Symposiums dies auch Thema bei dem Online-Stammtisch unseres Vereins war, er es hier vertieft konnte. Auch hier hat es sich bestätigt,  dass trotz aller medizinischen Vorschritte im körperlichen Bereich, der psychische, leider zu kurz kommt.
Fachärzte fehlen und Termine sind  scheinbar unerreichbar in manchen Regionen Deutschlands.
Als Beispiel möchte soll hier die Schilderung eines Angehörigen angeführt werde,  welcher auf 10 Wartelisten von PsychotherapeutInnen steht und seit Ewigkeit auf einen Termin wartet. Hier scheint die Klinik aus dem Erzgebirge, in der Frau Dr. Scholz arbeitet, einen anderen Weg zu gehen.
Eine Art von „Blocktherapie“, welche über eine Woche in der Klinik stattfindet, soll Menschen komprimiert in krisenhaften Situationen helfen und sie auffangen. Auch an Angehörige wurde gedacht und ortsnah gibt es dafür anzumietende Unterbringungsmöglichkeiten.
Vielleicht eine Alternative für Betroffene mit starken Leidensdruck.

Impfen – Pflicht für alle kranken Herzen?

Patricia besuchte dann die Kleingruppe „Impfen – Pflicht für alle kranken Herzen?“. Frau Dr. Werblick, Ärztin in einer Münsteraner Hausarztpraxis, stellte in ihrem Vortrag die verschiedenen Arten von Impfungen vor. Daran anschließend ging sie auf alle Impfungen, die der aktuelle Impfplan für Menschen ab 18 Jahren vorsieht ein und beantwortete Fragen des Publikums. Durch diesen offenen Austausch konnten viele individuelle Fragen rund um das Impfen geklärt werden. Frau Dr. Werblick sprach sich ausdrücklich für das Impfen für Menschen mit einer Herzerkrankung aus. Sie wies auf die Website des Robert Koch Instituts (rki.de) hin, in dem ein jährliches update zu Impfungen, auch für chronisch kranke Menschen, zu finden ist (Epidemiologisches Bulletin). Nach diesem letzten Vortrag folgte das Mittagessen und die Verabschiedung.

Unser Resümee: eine informative Veranstaltung, die es verdient hat, ihr auch nächste Jahr seine Aufmerksamkeit zu schenken.
Die angenehmen Räumlichkeiten des Franz Hitze Hauses des Bistums Münster und das tolle Engagement aller Beteiligten, die sich eingebracht haben, mit ihren Vorträgen und Gesprächsangeboten, möchten wir nicht unerwähnt lassen.

Im nächsten Jahr findet das Symposium voraussichtlich vom 28.02. – 01.03.2026 statt.

Alle Infos findet ihr unter: defi-liga.de

Text: Patricia Arens