Marcel M.
Geboren mit einem schweren Herzfehler – trotzdem voller Leben.
Wer Marcel begegnet, merkt schnell: Dieser Mann vereint Gegensätze. Er liebt das Spannungsfeld zwischen Struktur und Kreativität, zwischen Technik und Kultur, zwischen Präzision und Improvisation. Und diese Gegensätze begleiten ihn von klein auf.
Aufgewachsen in der Natur, genauer gesagt auf einem Campingplatz im Hunsrück – ein Ort, an dem Freiheit, Natur und eine gewisse Bodenständigkeit zum Alltag gehören. Schon früh entdeckte Marcel seine Faszination für Technik: Die Schreibmaschine, später der erste Computer, waren seine Werkzeuge, um eigene Ideen umzusetzen. Stundenlang konnte er sich in kreative Projekte vertiefen, Neues ausprobieren, eigene Spiele entwickeln. Gleichzeitig prägte ihn die Musik – nicht nur passiv, sondern aktiv. Als Jugendlicher wurde Hip-Hop seine Welt. Die Bühne, das Mikrofon, das Wort – im Rhein-Main-Gebiet stand er selbst auf Bühnen, schrieb Texte, rappte, brachte Gedanken auf den Punkt.
Dabei blieb Marcel immer auch der Nerd, der Außenseiter, der Andersdenkende. Vielleicht war es die familiäre Situation, die ihn prägte: Die frühe Trennung der Eltern, die viele Arbeitsstunden des Vaters – Momente, in denen Selbstständigkeit gefragt war. Doch auch Momente, die ihn lehrten, sich nicht anzupassen, sondern seinen eigenen Weg zu suchen.
Sein Bildungsweg war alles andere als gradlinig: Vom Gymnasium zur Realschule, dann Fachabitur, Fachhochschule, schließlich ein Bachelor in Medieninformatik. Ein Weg voller Umwege – und voller Entwicklung. Marcel eignete sich Wissen an, nicht, um Titel zu sammeln, sondern aus Leidenschaft.
Beruflich zog es Marcel ins Rhein-Main-Gebiet. Dort übernahm er früh Verantwortung: Start-ups, E-Commerce-Projekte, digitale Lösungen – alles mit dem Anspruch, Qualität und Pragmatismus zu verbinden. Neben dem Hauptjob baute er eigene Projekte auf, besuchte Barcamps, tauschte sich mit anderen aus, wagte den Schritt in die Selbstständigkeit als Freelancer. Freiheit war für ihn kein Selbstzweck, sondern die Chance, Projekte nach den eigenen Vorstellungen umzusetzen.
Doch Freiheit hat ihren Preis. Die gesundheitlichen Belastungen blieben nicht aus: Rhythmusstörungen, Klinikaufenthalte, Erschöpfung. Und dennoch: Marcel kämpfte sich zurück, immer wieder. Mit seinem Engagement bei JEMAH setzte er sich für andere Betroffene ein, brachte sich politisch ein, suchte den Dialog mit Entscheidungsträgern.
Doch auch die Psyche forderte ihren Tribut: Depressionen, affektive Störungen. Ein weiteres Spannungsfeld, mit dem Marcel lernte umzugehen. Therapien, REHAs, Phasen der Neuorientierung – alles Teil seines Weges.
Heute lebt Marcel bewusst zwischen den Polen. Er entwickelt digitale Projekte, setzt sich für Betroffene ein, engagiert sich politisch, sucht Lösungen, die pragmatisch und qualitativ hochwertig sind. Gleichzeitig bleibt er der kreative Kopf, der Nerd, der technikaffine Macher, der nie aufhört, zu hinterfragen, zu lernen, neue Wege zu gehen.
Was viele nicht wissen: Marcel lebt mit einer komplexen Herzfehlbildung, die ihn seit seiner Geburt begleitet. 1997 folgte die Fontan-Konversion in Homburg/Saar – verbunden mit zwei Notoperationen und zwei Herzstillständen. Später kamen gesundheitliche Komplikationen hinzu, darunter Rhythmusstörungen, die ihn mehrfach aus der Bahn warfen. Auf dem Papier ist Marcel Schwerbehindert doch lässt sich nicht definieren – weder vom Herzfehler noch von den Herausforderungen der Psyche.

Marcel hat das alles erreicht TROTZ angeborenem Herzfehler und vielen Schicksalsschlägen.
